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Channel: Wales – Seitengeraschel
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345 Tage buchkauffrei – Was ist Freundschaft wert? (Buch 40)

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  Von “The Lie” hatte ich noch nichts gehört, bis ich es in Cardiff bei Oxfam plötzlich in der Hand hatte. Der Titel klang rätselhaft, das Cover war schön thrillerschwarz, daraufhin Klappentextprobe – und nachdem auch die überzeugt hatte, kaufte ich das Buch, und es begleitete mich auf meinen Spaziergängen durch die walisische Hauptstadt. Ein bisschen passend – denn ein Teil der Handlung spielt in Wales.

Die Geschichte erzählt von Emma, die in einem kleinen walisischen Dorf in einem Tierheim arbeitet. Ihr Leben ist eigentlich sehr beschaulich und friedlich – Emma mag ihren Job und ihre Kollegen, und auch privat geht es ihr ganz gut; vor kurzer Zeit hat sie einen Mann kennengelernt, den sie sehr mag. Das Problem ist nur, dass er wie alle Anderen um sie herum denkt, dass sie Jane heißt, und dass er keine Ahnung hat, was vor ein paar Jahren in Emmas Leben los war.
Emma würde das auch am liebsten vergessen, doch aus irgendeinem Grund werden gerade jetzt Stimmen aus ihrer Vergangenheit laut, und jemand scheint sich an Emma für das rächen zu wollen, was damals passiert ist…

Und das fing eigentlich ganz harmlos und sehr harmonisch an. Um ihre gemeinsame Freundin Al von deren Liebeskummer abzulenken, beschlossen Emma und ihre Freundinnen Leanne und Daisy, dass sie alle zusammen Urlaub machen sollten – und zwar ganz weit weg, ohne Handyempfang, ohne Internet, ohne westliche Annehmlichkeiten: die jungen Frauen beschlossen, nach Nepal zu fahren, und dort in einem Camp mitten im Nirgendwo zu meditieren, Yoga zu machen und ihre innere Mitte zu finden.
Was nach einem guten Plan klang, entpuppte sich aber als das genaue Gegenteil: das Camp war absolut nicht erholsam – Emma hatte schnell das Gefühl, dass sie sich hier auf eine ganz merkwürdige Gemeinschaft eingelassen hatten, deren Methoden der seelischen Reinigung grausam waren und ihr Angst machten. Weitab von allem waren die vier Frauen dem Kult ausgeliefert, und bald schon wurde nicht nur ein Keil zwischen sie getrieben – es wurde ganz deutlich, dass tief unter der Oberfläche der jahrelangen Freundschaft der vier Frauen Dinge brodelten, die sich in der Extremsituation als lebensgefährlich entpuppten – und eigentlich hatte Emma auch immer gedacht, dass zwei von ihnen die Reise nicht überlebt hätten. Aber stimmt das auch? Und wenn nicht, wer versucht dann, sie für etwas zur Rechenschaft zu ziehen, das vor fünf Jahren in den Wäldern von Nepal geschah?

Ich fand “The Lie” sehr spannend. Die Geschichte wird gut erzählt und ist echt spannend. Was in Nepal passiert, fand ich dabei besonders spannend – da gelingt es Taylor nämlich wirklich total gut, die Atmosphäre in diesem Camp heraufzubeschwören. Diese Bedrohlichkeit, die von der Gruppendynamik dort ausgeht, fand ich sehr eindrücklich beschrieben, und obwohl man ja wusste, dass Emma dort lebend herauSkommen würde, habe ich einige Male um sie gebangt.

Ich habe – wie so oft – etwas am Ende herumzumeckern, denn da hätte ich mir weniger Showdown gewünscht, und dafür vielleicht mehr Auseinandersetzung mit dem Täter. Das ist jetzt sehrs hwammig formuliert, geht aber nicht anders, ich will ja nicht zu viel verraten.
Wirklich ein guter Thriller; C. L. Taylor ist definitiv eine Autorin, von der ich mehr lesen will. Sie schafft es nicht nur, sich interessante Figuren auszudenken, die glaubwürdig sind und zu denen man sich zum Teil trotzdem sehr schnell eine Meinung bilden kann, sondern sie versteht es, Angst und Spannung zu erzeugen, ohne dass sie einen großen Knaller nach dem anderen heraushaut. Manchmal reichte ein Handyklingeln innerhalb der Geschichte, um meinen Puls zu beschleunigen; genau wie Emma wurde ich beim Lesen mit der Zeit immer paranoider.
Auf Deutsch ist “The Lie” noch nicht erschienen, aber wenn es so weit ist, hoffe ich, dass dieser Thriller auch hier ganz viele ganz begeisterte Leser finden wird.



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